Angesagt statt abgesagt: Schüleraustausch zu Coronazeiten

Der Schüleraustausch des Willibald-Gymnasiums mit der langjährigen Partnerschule im mittelenglischen Caistor findet in diesem Jahr digital statt.

 

Schullandheim? Abgesagt. Skilager? Abgesagt. Schüleraustausch? Abgesagt?

Die Corona-Epidemie bestimmt seit über einem Jahr das Leben der Schülerinnen und Schüler des Willibald-Gymnasiums. Vieles muss man einfach akzeptieren, weil es in diesen Zeiten nicht anders geht. Aber dass es in diesem Jahr keinen Austausch mit der englischen Partnerschule Caistor geben sollte, damit wollten sich Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse nicht abfinden. Mit diesem Wunsch stießen sie bei ihren Englischlehrerinnen und –lehrern auf offene Ohren und so fand man dank der Flexibilität auf deutscher und englischer Seite eine Möglichkeit, den Schüleraustausch auch 2021 stattfinden zu lassen.

„Natürlich ist es anders als ein richtiger Austausch und wir würden sofort nach England fahren, wenn wir könnten. Aber das geht halt gerade nicht“, erklärt Heidi, eine Schülerin der 8. Klasse. Aus diesem Grund haben Dr. Sandra Stadler-Heer, ihre Kolleginnen und Kollegen vom Willibald-Gymnasium und Dr. Dan Wilton von der Caistor Grammar School digitale Brieffreundschaften arrangiert. „Die Schülerinnen und Schüler beider Schulen haben ihre Anmeldebögen für den Schüleraustausch ausgefüllt und wir haben sie dann auf der Grundlage ihrer Interessen und ihrer Charakterzüge einander zugeordnet, was wunderbar geklappt hat“, berichtet Regina Köch, die eine 8. Klasse am Willibald-Gymnasium unterrichtet. Das können auch die Lehrkräfte Christopher Hamperl und Dr. Saskia Hertlein bestätigen, die für ihre Englischklassen die Zuordnung koordiniert haben.

So geht Schüleraustausch zu Corona-Zeiten: Paula vom Eichstätter Willibald-Gymnasium trifft sich digital im Rollenspiel „Brookhaven“ mit dem Avatar ihrer englischen Austauschschülerin Ella vor deren Haus in England.

Fand der erste Kontakt über E-Mail statt, wechselten die Jugendlichen schnell zu Plattformen, die ihnen geläufiger sind, wie Whatsapp, Instagram oder Facetime. „Es ist witzig, dass man mit Jugendlichen aus einem anderen Land so viele gemeinsame Themen findet“, ergänzt Lukas, ein Schüler der 8. Klasse. Digitalisierung und Globalisierung erleben sie nun einmal auf eine andere Weise als im Distanzunterricht. Da wird über die Lieblingsserie diskutiert, es werden selbst gedrehte Irish-Dancing-Videos geteilt und live Ukulele-Konzerte im Wohnzimmer gegeben, damit der Austauschpartner auch etwas davon hat. Die Jugendlichen gratulieren sich online zum Geburtstag oder treffen auch mal drei andere Austauschschüler-Avatare gleichzeitig bei Roblox, einer angesagten Online-Spieleplattform. Kommuniziert wird auf Deutsch und Englisch, was recht gut funktioniert. Dr. Sandra Stadler-Heer ist selbst etwas überrascht von dem durchschlagenden Erfolg des digitalen Schüleraustausches. „Unglaublich war das große Interesse auf beiden Seiten. Insgesamt nehmen an diesem Austausch 80 Schülerinnen und Schüler aus Caistor und vom Willibald-Gymnasium teil. So viele Siebt- und Achtklässler hätten bei einem herkömmlichen Schüleraustausch nie gleichzeitig dabei sein können. Aber natürlich hoffen wir alle, dass wir die neu gewonnenen Freunde - und auch die alten - bald wieder einmal persönlich treffen.“

Wie wichtig der Austausch allen Beteiligten ist, merkt man daran, dass die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch die Schulleitungen beider Schulen über Videokonferenzen in Kontakt sind. Der Direktor des Willibald-Gymnasiums, Claus Schredl, erklärt das so: „Es ist eine Vertrautheit entstanden, so dass wir die Distanz gut aushalten und die Freundschaft qua social media weitergepflegt werden kann.“ Das unterstreicht Gisela Albrecht, welche den Austausch 2016 mitbegründet hat, und nun auch für die Schulleitung des Willibald-Gymnasiums sprechen kann: „Freundschaften muss man pflegen und das ist unsere Art, Corona und auch dem Brexit die Stirn zu bieten.“

Julia Tiefenthaler