Spielerisch gegen die Spielsucht

Eine 8. Klasse des Willibald-Gymnasiums spielt im Distanzunterricht ein Online-Rollenspiel zur Suchtprävention

Die Stühle sind hochgestellt – und das schon seit vielen Wochen. Das Leben der meisten Schülerinnen und Schüler findet zurzeit nicht in der Schule statt, sondern im Internet: Videokonferenzen in Haupt- und Nebenfächern, der Rechercheauftrag in Geografie, das Youtube-Video für den Geschichtsunterricht. Aber auch nach dem Distanzunterricht ist das Internet immer präsent. Schließlich ist es während der Pandemie eine risikolose Möglichkeit Freunde zu treffen oder sich die Zeit zu vertreiben. Zwar ist die virale Ansteckungsgefahr geringer, aber ungefährlich ist diese Entwicklung dennoch nicht. „Sucht hat viele Gesichter“, weiß Monika Schüller, die Biologielehrerin am Willibald-Gymnasium ist. Sie will gerade eine 8. Klasse im Distanzunterricht für dieses Thema sensibilisieren: „Eine Studie der DAK und der Uniklinik Hamburg-Eppendorf vom Sommer 2020 belegt, dass Kinder und Jugendlichen täglich alleine knapp 140 Minuten mit Online-Spielen verbringen, 75 Prozent mehr als vor der Corona-Krise. Verlieren sie die Kontrolle über diese Zeit an PC und Smartphone, kann es gefährlich werden, da der Schritt zur Mediensucht mitunter klein ist. Dementsprechend steigt auch das Risiko für eine Online-Spielsucht.“ Deshalb hat die Fachschaft Biologie das Angebot des „Schanzer Pluspunkts“ gerne angenommen. Hier engagieren sich u.a. die Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, der FC Ingolstadt 04 und die Audi BKK für die Gesundheitsförderung in der Region. In diesem Rahmen nahm Monika Schüllers 8. Klasse an der Online-Veranstaltung „Deal ist now“ zur Suchtprävention teil, die speziell Jugendliche anspricht. „Wir wussten gar nicht genau, was uns da erwartet. Wie soll denn Suchtprävention in einem Online-Spiel ausstehen?“, fragten sich beispielsweise Alexander und Maximilian. Danach waren sich beide einig, dass es viel zu schnell vorbei war, weil das Spiel, das von professionellen Spielentwicklern konzipiert wurde, sehr gut gemacht ist.

Spielfieber

Die Jugendlichen nahmen in einer gemeinsamen Videokonferenz an einem Workshop teil, der von Prop e.V., ein Verein für Prävention, Jugendhilfe und Suchttherapie in Pfaffenhofen, veranstaltet und geleitet wurde. „In der Videokonferenz spielten wir dann „Spielfieber“ und unser Avatar musste entscheiden, ob er seiner Spielsucht nachgeben und auf das Teufelchen hören wollte, oder ob er sich besser nicht in Versuchung führen lässt. Am Schluss hat bei uns das Engelchen gewonnen“, erzählt Elin über das Spiel. „Das Thema „Handysucht“ haben wir bereits im Unterricht ausführlich behandelt. Deshalb war das Aufgreifen der Spielsucht über diesen Kanal mal etwas ganz anderes“, ergänzt Monika Schüller. Dementsprechend konnten die Schülerinnen und Schüler auch der Einführung in die Veranstaltung durch Prof. Janusz Surzykiewicz vom Lehrstuhl für Sozialpädagogik an der KU Eichstätt-Ingolstadt problemlos folgen, der vor dem Spiel die Hintergründe einer solchen Sucht und die Suchtspirale beleuchtete.

Standen die Jugendlichen im Rollenspiel vor schweren Entscheidungen, griffen auch die Moderatoren stellenweise ein, um die Schülerinnen und Schüler die geplanten Handlungen reflektieren zu lassen. „Die Stimmung war locker und nebenbei haben wir noch viel über das Thema „Spielsucht“ gelernt. Aber am Schluss hat es unser Avatar aus der Suchtspirale rausgeschafft – dank unserer Unterstützung“, schließt Noah die Erfahrungen der Klasse ab. Einig sind sich alle Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse des Willibald-Gymnasiums, dass diese andere Art von „Lernen daheim“ jedem Spaß gemacht hat. So hat der Distanzunterricht auch einen Vorteil bewiesen, da ein Online-Spiel zur Suchtprävention im Distanzunterricht viel leichter umzusetzen und zu organisieren war, als das im Präsenzunterricht im Klassenzimmer der Fall gewesen wäre. Trotzdem hoffen die Achtklässler, sich bald wieder auf ihre Stühle im Willibald-Gymnasium setzen zu können.

Julia Tiefenthaler